Alexander Pavlenko: Faust

Faust als Graphic Novel? Das klingt großartig, doch wenn manch ein Schüler sich jetzt denkt, mit dieser neuen Ausgabe die Lektüre von Goethes Werk sich ersparen zu können, muss ich diese Hoffnung gleich im Keim ersticken. Denn so spannend dieses neue Format ist, auf die Kenntnis des Originals kann man nicht verzichten, um es wirklich genießen zu können.

Es gehört Mut dazu, so ein bekanntes und großes Werk anzufassen und umzuwandeln, doch Alexander Pavlenko ist in seinem Element, wenn es darum geht, bekannte literarische Werke mit seinen Grafiken zu begleiten. Der 1963 in Russland geborene Pavlenko lebt seit 1992 in Deutschland, und sein Interesse an Literatur, Kunst und Geschichte prägen seine Arbeiten. So illustrierte er bereits die Werke von Alexander Puschkin, Georges Batailles, de Sade, Oscar Wilde und E.T.A. Hoffmann. Seine Graphic Novels wurden in mehreren Ländern publiziert, davon in Deutschland zum Beispiel „Herzl – Eine europäische Geschichte“, „Menschenblut“ oder „Schattenseiten“.

Der Text zu „Faust“ wurde für die Graphic Novel von Jan Krauß adaptiert. Eine enorme Aufgabe, die leider auch der Schwachpunkt dieses Buches ist. Denn wenn man die Tragödie kennt, dann erinnert man sich auch an zumindest die bekanntesten Zeilen. Doch hier wird zum Beispiel aus „Das also war des Pudels Kern!“ leider „Das also verbirgt sich im Pudel“ (Seite 40). Und „Habe nun, ach! Philosophie, Juristerei und Medizin, und leider auch Theologie durchaus studiert, mit heißem Bemühn. Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor.“ wird zu „Ich habe Philosophie, Recht, Medizin und – leider – auch Theologie studiert… nur um zu erfahren, dass wir nichts wissen können.“ (Seite 19)

Man kann natürlich verstehen, dass Goethes Text schon wegen der kürzeren Form einer Graphic Novel umgearbeitet werden musste, trotzdem verspürt man beim Lesen einen kleinen Stich, eine kleine Enttäuschung, dass nicht das kommt, was man erwartet, was man kennt (und sogar auswendig lernen musste – wie ich vor Ewigkeiten). Möglich aber, dass gerade die, die das Original nicht kennen oder es als schwer zugänglich empfunden haben, diese verkürzte, prosaische Form einfacher zu verstehen finden.

Mir hat es Spaß gemacht, durch die Seiten zu blättern und mich nach langer Zeit wieder in der tragischen Geschichte des unglücklichen Wissenschaftlers zu vertiefen. Ich hoffe, dass diese und weitere Graphic Novels, die Klassiker der Literatur aufarbeiten, das Interesse an diesen Werken neu erwecken.


Diverses

Der erste Satz:

Ihr beiden, steht mir bei.

Impressum:

Autor: Alexander Pavlenko und Jan Krauß
Titel: Faust
Seitenzahl: 162
Verlag: Edition Faust
Erschienen: 2021
© Edition Faust

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