Suzanne Simard: Die Weisheit der Wälder

Suzanne Simard ist eine kanadische Forstwissenschaftlerin, die für ihre Forschungen zum Netzwerk der Bäume bekannt ist. So war sie die Inspiration für die Idee des Mutterbaums in Avatar, aber auch für die Figur der Wissenschaftlerin in „The Overstory“ von Richard Powers. Trotzdem muss ich zugeben, dass ich auf ihr Buch und somit ihren Namen nur zufällig gestoßen bin – und nun sehr froh bin, dass es so gekommen ist.

In ihrem Buch „Die Weisheit der Wälder“ nimmt sie uns mit auf eine Reise, und zwar auf ihre eigene Reise von ihrer Kindheit bis heute. Denn um über ihre Forschungsergebnisse sprechen zu können, ist es wichtig, auch ihren Weg dahin zu kennen. Das wird sofort klar, als sie anfängt zu erzählen. Denn Suzanne Simard, die so viel dafür getan hat, dass wir heute ein besseres Verständnis für das intelligente Netzwerk der Wälder haben, stammt aus einer Familie von Holzfällern. Sie ist mit der Selbstverständlichkeit aufgewachsen, dass Bäume gefällt werden, dass Wälder vom Menschen für die eigenen Zwecke benutzt werden. Ihr Weg führt daher auch auf eine natürliche Art und Weise in die Forstwirtschaft, wo sie die verschiedenen Methoden untersucht, mit denen man versucht, einen höheren Ertrag aus den Wäldern zu sichern.

Durch das Fällen, Rücken und Flößen ohne Einsatz von Maschinen blieben die Wälder lebendig und wären imstande, sich zu erneuern. Offenkundig gab es gewaltige Unterschiede zwischen dem, was ich als Kind gelernt habe, und dem, was die Forstindustrie und ich jetzt taten.

Seite 69

Erst diese Arbeit lässt immer mehr Fragen in ihrem Kopf erstellen. Macht es wirklich Sinn, alles abzuholzen und zu entfernen und dann erst neue Bäume zu pflanzen? Wann wachsen Bäume besser, wenn sie von anderen Arten nicht gestört werden oder unterstützt die eine oder andere Pflanzenart den Wachstum? Und was haben die Pilzfäden, denen sie überall begegnet, mit dem Ganzen zu tun?

In den Wasserrinnen und Senken dieses trockenen Tals wirkten die rings um die Douglasien und Ponderosakiefern wachsenden Sämlinge und Jungpflanzen seltsamerweise kerngesund – obwohl sie selbst noch keine Pfahlwurzeln besaßen. War es möglich, dass die alten Bäume die jüngeren unterstützten, indem sie sie über miteinander verwachsene Wurzeln mit Wasser versorgten?

Seite 82

Sie entwickelt wissenschaftliche Experimente, um Antworten auf ihre Fragen zu finden, und langsam entwickelt sie dabei ihre Theorie vom „Wood Wide Web“. Doch ihre Ergebnisse und bahnbrechenden Ideen stoßen in der Forstwirtschaft und auch in wissenschaftlichen Kreisen auf herbe Ablehnung. Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre stand sie mit ihren Untersuchungen zu einer eventuellen sozialen Struktur unter Pflanzen fast alleine da, und als sie dann auch noch vom Klimawandel zu reden anfängt, nimmt man sie endgültig nicht mehr ernst.

Aus heutiger Sicht, wo wir so viel mehr über Bäume und Pilze und ihre Verbindungen wissen, erstaunlich, wieviel Gegenwehr sie bekämpfen musste. Doch sie gab nie auf, auch wenn sie mit persönlichen Schicksalsschlägen zu kämpfen hatte. Eine erstaunliche Frau, und absolut lesenswertes Buch.


Diverses

Vielen Dank an dieser Stelle an das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.

Der erste Satz:

Ich stamme aus einer Familie von Holzfällern.

Impressum:

Autor: Suzanne Simard
Titel: Die Weisheit der Wälder
Übersetzung aus dem Amerikanischen: Manfred Allié und Gabriele Kampf-Allié
Seitenzahl: 544
Verlag: btb
Erschienen: 2022
© btb Verlag

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..