Ursula Poznanski: Erebos

Nick versteht seinen besten Kumpel nicht mehr. Er taucht nicht zum Basketballtraining auf und ist auch sonst nicht erreichbar. Als sie sich dann in der Schule treffen, wirkt Colin unausgeschlafen und will nicht erzählen, was los ist. Und Colin ist nicht der einzige, der auf geheimnisvoll tut, hin und wieder die Schule schwänzt und sich generell komisch benimmt. Es wird eine DVD herumgereicht, doch keiner will sagen, was es damit auf sich hat. Als jemand auch Nick eine DVD anbietet, greift er sofort zu. Und bald benimmt er sich ebenso, wie Colin und die anderen.

Tritt ein,
Oder kehr um.
Dies ist Erebos.

Seite 338

Auf der DVD ist ein Videospiel, an sich eigentlich harmlos. Doch dieses Spiel macht sehr schnell süchtig. Und nicht nur das, das Spiel scheint sehr genau zu wissen, was draußen in der echten Welt passiert. Als Nick beim Start des Spiels nach seinem Namen gefragt wird, lässt das Spiel so lange nicht locker, bis er seinen echten Namen verrät. Die Spieler haben nur ein einziges Leben in Erebos, ist dieses weg, ist das Spiel vorbei. Zum Glück gibt es da die Figur des Boten. Dieser taucht immer wieder mal zur rechten Zeit auf, um für gute Kämpfer Belohnungen zu geben und unglücklicheren, deren Leben fast vorbei ist, eine zweite Chance zu geben. Doch diese zweite Chance hat immer einen Preis…

Verrate nichts über Erebos. Nicht das Geringste.

Seite 139

Sehr viel mehr möchte ich über die Handlung an dieser Stelle nicht verraten (obwohl das Schweigeverbot für mich wohl nicht gilt…), aber ich habe das Buch ohne Vorwissen gelesen und habe mich über jedes Rätsel gefreut. So wie Erebos die jungen Spieler sehr schnell süchtig macht, hat dieser Roman auf mich gewirkt. Ich konnte ihn kaum aus der Hand legen, was besonders überraschend ist, da die Helden Jugendliche sind und somit wohl auch die eigentliche Zielgruppe der Autorin. Aber die Story ist einfach gut geschrieben, wirklich spannend und einzigartig.

Und das, obwohl es inzwischen über zehn Jahre alt ist. Bei einem Buch, dass so stark mit neuster Technologie arbeitet, kann das verheerend sein. Und klar wirkt das heute veraltet, wenn jemand über ICQ und MSN spricht, ich verspürte dabei eine wohlige Nostalgie. Es hat mir auch gefallen, in den Alltag dieser Teenager abzutauchen, über Freundschaften, erste Liebe, aber auch Mobbing zu lesen. Neben dem auf den ersten Blick vielleicht oberflächlichen Thema eines Computerspiels geht es hier doch um viel mehr. Was übersteht eine Freundschaft? Merken vielbeschäftigte Eltern, wenn im Leben ihrer Kinder etwas schiefgeht? In diesem Buch werden Jugendliche süchtig, der Auslöser ist ein Spiel, aber Sucht an sich und wie man damit umgeht, welche Auswege es gibt und was passiert, wenn jemand keine Hilfe bekommt, weil auch niemand merkt, was passiert, das sind alles Fragen, die Ursula Poznanski (ob gewollt oder ungewollt) aufwirft. Und dann habe ich die Verweise auf mythologische Figuren noch gar nicht erwähnt – neben Erebos tauchen auch noch weitere auf und das gibt dem Buch noch eine weitere Ebene. Das Buch wird vom Verlag als Thriller eingestuft, ich siedle es für mich eher in der Science-Fiction/YA Literatur an.


Diverses

Der erste Satz:

Es beginnt immer nachts.

Impressum:

Autor: Ursula Poznanski
Titel: Erebos
Seitenzahl: 488
Verlag: Loewe
Erschienen: 2010
© Loewe Verlag GmbH

4 Responses

  1. Das klingt spannend. Hab es erst gestern wieder im Buchladen gesehen, hatte aber schon einen Bildband in der Hand und wollte mein Budget nicht sprengen 😀 Stell ich trotzdem mal auf meine Merkliste. 🙂

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