Stephen Moss: Über die Schwalbe

Stehpen Moss Über die Schwalbe

„Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“ – ein Spruch, den jeder kennt. Er wird Aristoteles zugeschrieben und soll somit aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. stammen, allerdings findet man ihn auch in den Fabeln Äsops, die etwa 250 Jahre älter sind. Schwalben begleiten uns also seit jeher und sind zumindest auf der nördlichen Halbkugel der Erde zu einem Symbol des sich ankündigenden Frühlings geworden. Den Winter, unseren Winter verbringen die Vögel in Afrika und kommen zum Brüten in den Norden. Und eigentlich liegt ihr Zuhause im Süden, trotzdem betrachten wir sie als „unsere“ Vögel. Stephen Moss macht sich auf die Spuren der Schwalbe, beziehungsweise ganz konkret der Rauchschwalbe – er beobachtet die Vögel in ihrer näheren Umgebung, zitiert literarische Werke und Volksweisheiten, zeigt uns zahlreiche Abbildungen und besucht die Schwalben sogar in Südafrika.

Der Vogel ist ein Paradox: Ein halbes Jahr lang sehen wir ihn täglich, dann verschwindet er und ist sechs Monate oder länger fort, lebt jedoch in unserem kollektiven Gedächtnis weiter.

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Heute gehört es zum Allgemeinwissen, dass Schwalben Zugvögel sind, die den Sommer im Süden verbringen, doch noch im 18. Jahrhundert war das Verschwinden der Vögel eines der großen Rätsel der Naturkunde. Manche meinten, die Schwalben würden Winterschlaf halten, und das auf dem Grund von Seen, wieder andere waren davon überzeugt, dass die Vögel im Herbst zum Mond fliegen würden. Was die Schwalben in Wirklichkeit tun ist nicht weniger unglaublich, auch wenn das heute zu den Fakten des Lebens gehört, über die wir nicht lange nachdenken. Nachdem die Schwalben aus dem Ei schlüpfen, haben sie etwas Zeit, sich im Fliegen zu üben, dich bald machen sie sich auf eine lange Reise. Bis sie ihre Heimat für den Sommer in Afrika erreicht haben, haben sie etwas 16000 Kilometer zurückgelegt! Und wenn das noch nicht faszinierend genug wäre: im nächsten Jahr machen sie sich auf den Rückweg und finden zu dem Ort zurück an dem sie geboren wurden.

Und nicht nur ungefähr zu dem Ort, am liebsten nutzen sie ihre Nistplätze auf wiederkehrender Basis. Wenn irgendwo ein Schwalbennest ist, kann man damit rechnen, dass insofern die Vögel diese erstaunliche Reise überleben, sie auch im kommenden Jahr dort brüten werden. Ihre Nester bauen sie am liebsten in von Menschen gebauten Gebäuden, was mit ein Grund ist, warum Schwalben allseits bekannt und so ein wichtiger Teil unserer Kultur geworden sind. Dabei machen sie es sich allerdings nicht einfach, denn vielerorts werden leider ihre Nester abgeschlagen oder ihr Weg ins Gebäude versperrt. Wir machen das Leben der Schwalben aber nicht nur an ihren Nistplätzen schwer, die Klimaveränderung macht ihre Reise zwischen Afrika und der nördlichen Halbkugel immer beschwerlicher. Um sich unterwegs ernähren zu können, brauchen die Schwalben viele Insekten. Die langanhaltende Dürren führen dazu, dass sie oft auf lange Strecken nichts zu essen haben. Die Schwalbe, die ein Bote des Frühlings war, wird immer mehr zu einem Boten, der auf die durch die Klimaveränderung verursachten Schäden hinweist.

Stephen Moss legt mit diesem Buch einen wertvollen kleinen Schatz in unsere Hände. Das Büchlein ist nicht nur in seiner Gestaltung wunderschön, die Beschreibungen wecken das Interesse an diesen doch als alltäglich betrachteten kleinen Wunderwerken der Natur.


Diverses

Herzlichen Dank an dieser Stelle an den Dumont Verlag für das Rezensionsexemplar.

Der erste Satz:

Es ist Anfang April, und das Dorf wartet.

Impressum:

Autor: Stephen Moss
Titel: Über die Schwalbe
Aus dem Englischen: Marion Herbert, Annika Klapper
Seitenzahl: 224
Verlag: Dumont
Erschienen: 2021
© Dumont Verlag

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